Ein Großvater steht im Kinderzimmer, während das kleine Mädchen schläft. Es ist spät in der Nacht, als er ihre kleine Decke wegzieht. Er schiebt ihren rosafarbenen Pyjama beiseite, seine Pupillen weiten sich, er atmet erregt.
Die Mutter des Mädchens wacht auf und bemerkt, dass ihr Vater im Kinderzimmer steht. Sie ertappt ihn, wie er sich selbst gen1tal stimuliert. Wütend schmeißt sie ihn raus in die kalte Nacht.
«In diesem Moment kam mir alles in den Sinn. Alle Erinnerungen von den s3xuellen Übergriffen an mir als Kind. Ich hatte sie komplett vergessen – verdrängt.» Alle Taten begangen von ihrem eigenen Vater, während die Mutter daneben im gleichen Bett lag.
In diesem Beitrag will ich weder die Männer kriminalisieren, noch Frauen als per se frigide darstellen. Doch möchte – nein, muss ich! – an eine Verantwortung appellieren, die im Alltag absurd klingt, in der täglichen Praxis als s3xologischer Körperarbeitscoach jedoch nicht fremd ist: das (unbewusste) Mitwirken der Partnerin, bevor eine Handlung, oder Tat stattfindet.
In diesem Beitrag geht es nicht um Klicks oder Sensationslust. Es geht darum, dass es passiert. Und wir alle wollen glauben, dass es irgendwo da draußen, in der Großstadt in Indien passiert?!
Sorry: nein.
Die Geschichte stammt aus meiner eigenen Familie. In diesem Fall sogar, als die Mutter daneben im Bett lag.
Das ist eine sehr krasse Form, ja. Die Hintergründe waren vielschichtig.
Menschen, die sich an Kindern vergehen, sind näher als man glauben will. Beispiele? Hier, aus meinem Privatleben:
Mein Ex-Nachbar war ein Exhibitionist.
In meiner Familie ist Kindesvergewaltigung mehrfach passiert (ich selbst war nicht betroffen).
Im Taubblindenheim deckte ich sexuelle Übergriffe eines Betreuers an Jugendlichen auf. Ich wiederhole: Taub UND Blind. Oft auch geistig und körperlich behindert.
Täter sind oft nicht die anonymen «Grüsel». Es sind Menschen die wir kennen und mögen, welche deinen Kumpel im Fitnesscenter, deine beste Schulfreundin, deine Nichte sexuell missbrauchen 😢.
Drei Dinge die mich erschraken
Als ich vor kurzem einen Bericht in Der Beobachter über s3xuelle Übergriffe an Kindern las, alarmierten mich diese drei Punkte besonders:
laut Studien werden rund 85 % der Taten im engsten Familien- und Bekanntenkreis (Pate, Sporttrainer, usw.) begangen.
Oft gibt es Mitwisser, die schweigen.
Die Täter benötigen keine Gewalt, um die Tat geheim zu halten.
Durch das s3xuelle ausgehungert sein (weil die Partnerin immer «nein» sagt), kann der unfreiwillige S3xentzug dazu führen, schwerwiegende Taten zu begehen, und sei es auch «nur», nachts im Kinderzimmer beim Betrachten eines Kindes sich aufzuge1len und zu masturb1eren.
Schlafen die Frauen nicht mit ihren Männern, vergehen sich manche Männer an ihrer Tochter, am Patenmädchen, am Jungen aus dem Sportverein.
Nein, ich will nicht propagieren, dass Frauen ohne Lust, aber als devote Puppe die Geilheit des Mannes zu erfüllen haben, damit dieser weiterhin gesellschaftstauglich sei. Doch müssen wir einmal um die Ecke denken, da hinschauen, wo es keiner will.
Verweigern wir einem Menschen S3xualität, so wird eine Kettenreaktion ausgelöst.
Gehen sie mit ihrem Mann ins Bett – oder lassen sie ihren Partner ins B0rdell.
Unbändige Energie
S3xuelle Lust ist Lebensenergie, die in unserem Körper ist. Energie kann nicht zerstört werden. Im Fall der Lust will sie Ausdruck finden: gelebt werden.
Wird diese unterdrückt, sucht sie sich andere Formen. Manchmal findet die Lust das Ventil über Fantasien, Filme, Hand-Job, käuflichen Druckabbau, Geliebte, hedonistische Partys, Doppelleben … Ein Ventil ist jedoch unverhandelbar: Übergriffe an Menschen, die nicht «nein» sagen können. Kinder und Jugendliche können kaum «nein» sagen.
Natürlich ist nicht jeder frustrierte Mensch, der keine S3xualität leben kann ein potenzieller Täter. Doch das Interview mit der Psychologin hatte mich aufgerüttelt: Auch heute leben Menschen unter uns, die nicht können, nicht dürfen. Sei es aus körperlichen Gründen (bspw. Erektile Dysfunktion), aus religiösen Gründen, weil niemand da ist, der mit dem Menschen intim werden will, weil kein Geld für ein Bordellbesuch vorhanden ist oder weil die (gesellschaftlich auferlegte) Monogamie es «verbietet». Letzteres stelle ich definitiv in Frage.
Keiner soll als potenzieller Täter behandelt werden. Doch:
Was ist, wenn nur ein Mann von 1'000 unbefriedigten Männern auch nur einen einzigen Schritt zu weit geht?
Zwei Kinder pro Schulklasse
Laut Bericht im «Beobachter» haben bis heute rund zwei Kinder pro Schulklasse die s3xuellen Übergriffe erlebt - zumeist im engsten Umfeld!
Wir ALLE tragen Verantwortung. Denn die Täter sind direkt bei und um uns, wenn wir
Chef
Mutter
Sporttrainer
Klassenlehrerin
Patenonkel
und Bruder
sind.
Mögliche präventive Lösungsansätze:
Es ist wichtig, dass wir bei uns selbst beginnen:
Warum willst du S3x?
Warum willst du keinen?
Weshalb ist Monogamie die Maxime?
Was wäre besser oder schlechter, wenn diese wegfällt?
Falls du oder ihr als Paar Fragen habt, wie ihr eure Intimität wiederbeleben könnt, dann meldet euch bei Profis.
Erwachsenenspielzeuge zum Geburtstag sind keine langfristigen Lösungen.
Auch die Männer, die Zuhause s3xuell resigniert haben, da ihre Partnerin eine andere Art oder Häufigkeit an Intimität mit ihm möchte, werden von mir aufgerufen, sich ihrer Verantwortung zu stellen.
Pädophile sind nicht «da draußen».
Sie ist in jedem P0rno mit jung wirkenden Darstellerinnen, jedem Marketing, wo Frauen möglichst feminin aussehen, jedem hinterherblicken von älter-geschminkten Mädchen in der Einkaufsstraße.
🆘 Hilfe
Kontaktmöglichkeiten solltest du direkt oder indirekt involviert sein, findest du für den DACH-Raum unten an diesem Text.
Solltest du selbst Opfer von Misshandlung sein,
einen konkreten Verdacht haben, oder
hast du Phantasien oder hast du s3xulle Handlungen mit Kindern oder Jugendlichen, dann melde dich bei den unten genannten Fachstellen.
Weil Übergriffe auch während der Familienfeiern, an Festtagen oder im Urlaub stattfinden, ist es mir ein besonderes Anliegen dich darauf aufmerksam zu machen.
Hast du ein seltsames Gefühl, wenn Onkel Hans mit deiner Tochter spricht?
Zieht sich der kleine Philipp zurück, wenn der Vater von Phillipps bestem Kumpel bei euch für die Playdates die Kinderübergabe macht?
Mag Hanna plötzlich nicht mehr zum Kampfsport gehen oder will den Verein aus unerklärlichen Gründen wechseln?
Muss deine Nichte plötzlich nachsitzen, obwohl es irgendwie nicht zusammenpasst, dass sie immer alleine irgendetwas in der Schule ausgefressen haben soll?
Bemerkst du, dass einer deiner Mitarbeiter diese «klebrigen» Blicke auf jüngere Mitarbeiterinnen wirft und sie mit den Augen auszieht?
Oder bist/warst du von s3xuellen Übergriffen und Vergewaltigung betroffen?
Egal wie lange es her ist: vertraue dich bitte jemandem an. Deinem Hausarzt, deiner besten Freundin, deinem Sozialpädagogen. Es gibt Hilfe.
Für Menschen, die auf der Kippe sind oder Handlungen vollzogen haben:
Wenn du feststellst, dass du immer verrücktere Fantasien hast oder die Protagonisten in deinen Gedankenspielen sowie in den P0rnofilmen jünger werden, hole dir Hilfe. Therapeuten haben Schweigepflicht*.
Versinke nicht im Sumpf der Geilheit. Lass dir helfen.
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🆘 Notfall-Kontakte:
Hier findest du wichtige Hilfsangebote für den DACH-Raum, die Unterstützung bei s.xuellem Missbrauch – insbesondere von Minderjährigen – anbieten. Diese Stellen können Betroffenen, Angehörigen und auch Personen, die befürchten, Täter zu werden, helfen:
Hinweis: Jeder dieser Dienste hat Experten, die schweigepflichtig sind und sicherstellen, dass alle Anfragen vertraulich behandelt werden. Hilfe ist ein erster und wichtiger Schritt – niemand muss allein bleiben.
Länderübergreifende Ressoucren:
STOPP (Selbsthilfe)
Website: www.stopp-sexuelle-gewalt.org
Unterstützung für Opfer sexueller Gewalt und Präventionsprogramme.
Save the Children (international)
Website: www.savethechildren.de
Unterstützt Kinder weltweit und bietet auch Präventionsprogramme im DACH-Raum.
Deutschland
Nummer gegen Kummer (Kinder- und Jugendtelefon)
Telefon: 116 111 (kostenlos, anonym)
Website: www.nummergegenkummer.de
Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche, die Fragen oder Probleme haben, auch bei Missbrauch.
Hilfetelefon „S3xueller Missbrauch“
Telefon: 0800 22 55 530 (kostenlos, anonym)
Website: www.hilfe-portal-missbrauch.de
Beratungsstelle für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte. Beratung auch für Personen, die s3xuelle Gewalt befürchten oder sich Hilfe suchen.
Kinderschutz-Zentren
Website: www.kinderschutz-zentren.org
Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien bei Missbrauchsverdacht.
Dunkelziffer e.V.
Website: www.dunkelziffer.de
Unterstützung für betroffene Kinder und deren Bezugspersonen. Angebote für Prävention und Therapie.
Kein Täter werden – Prävention für potenzielle Täter
Website: www.kein-taeter-werden.de
Präventionsprojekt mit spezialisierten Beratungsstellen für Menschen, die sich zu Kindern hingezogen fühlen.
Österreich
Rat auf Draht – Notruf für Kinder und Jugendliche
Telefon: 147 (kostenlos, anonym, rund um die Uhr)
Website: www.rataufdraht.at
Telefonische Beratung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche bei allen Sorgen, auch bei sexuellem Missbrauch.
Gewaltschutzzentren Österreich
Website: www.gewaltschutzzentrum.at
Hilfe für Opfer von Gewalt, inklusive sexuellem Missbrauch.
Männerberatung Wien – Prävention von Gewalt
Website: www.maenner.at
Beratungsstelle für Männer, die Gewalt ausüben oder verhindern möchten, sowie für Betroffene von Gewalt.
Verein Selbstlaut
Website: www.selbstlaut.org
Präventions- und Unterstützungsarbeit gegen s3xuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Schweiz
Schweizerische Kriminalprävention (SKP)
Website: www.skppsc.ch
Informationen und Präventionsangebote zu s3xuellem Missbrauch.
Beratungsstelle Opferhilfe Schweiz (Lantana)
Telefon: 0848 802 802
Website: www.opferhilfe-schweiz.ch
Beratung für Opfer von Straftaten, einschließlich sexuellem Missbrauch.
Kinderschutz Schweiz
Website: www.kinderschutz.ch
Informationen, Präventionsmaßnahmen und Anlaufstellen für betroffene Kinder und Jugendliche.
ESPAS – Fachstelle für Prävention sexueller Ausbeutung
Website: www.espas.ch
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Wenn du als Mann oder als Frau aus dem S3x-Entzug rauskommen willst, dann melde dich kostenfrei zu meinem Newsletter an. Es sind Workshops und weitere Inhalte für eine erfüllte Solo- und Paars3xualität geplant.
Quelle Bericht: Magazin «Beobachter», Ausgabe Nr. 20 vom 27.09.2024
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