Marina Deluca - 18. Apr. 2023 - 3 Min. Lesezeit

DAS DING MIT DER HAUT

Aktualisiert: 17. Sept. 2023

Ehrlich: ich sitz gerade ziemlich in der Krise. Selbstfindung. Ah, alles klar, weiter klicken.

Doch bei mir ist – wie so oft – der schmale Grat noch schmaler.

Damals bei der ersten Speech-Entwicklung. Humor! Unbedingt! Zweideutigkeit: warum nicht?! Doch wie viel? Was ist platt und was clever gesetzt?

Auch bei der Kleidung: was ist okay, was erträgt meine Positionierung, was ist zu viel - oder eben auch zu wenig?

Will ich Rollkragenpullover? Nein! Für Sinnlichkeit einstehen und hochgeschossen sein, ist für mich nicht authentisch. Braucht es Haut, um mit einem Hauch Sinnlichkeit rüberzukommen? Als ehemalige Fotografin weiß ich: nein, nicht zwingend. Der Blick und die Körpersprache machen viel aus. Dennoch: jedes Bild wird von den Menschen unterschiedlich interpretiert. Selbst ein lachendes Baby kann für den anderen als schreiendes Kind betrachtet werden, selbst erlebt.

Will ich eine Wix-Vorlage sein? Auch klares NEIN. Ja, diese Wortwahl ist billig. Aber genau diese Macht hat der Betrachter. Er kann und soll, selbst interpretieren.

«Dekolleté gibt dem Gesicht Bühne»

Ich war erstaunt: Eine von mir als eher zurückhaltend wahrgenommene Persönlichkeit, mit der ich sehr gerne ein Interview geführt hatte, ist unter bestimmten Umständen (…), Befürworterin von nackter Haut. Aber eben: kommt auf den Kontext an.

Ein Coach fragte mich immer: «Willst du Erotik oder Coach verkaufen?»

Lange verstand ich diese Frage nicht. Bei einem anderen Interview für den Kanal EROTIK UND verstand ich es dann. Doch bei der Kleiderwahl war ich immer noch hin- und hergerissen. Also suchte ich mir Vorbilder raus. Frauen, die meines Erachtens Stil und Mumm haben, ihr Erotisches Kapital zu nutzen.

«Die weibliche Sexualität hat Macht»

Und diese wird oft zensiert. Mit hochgeschlossener Kleidung, mindestens Knielangen Röckchen und etwas tieferen Schuhabsätzen. Doch beim Beispiel von Sanna Marin zeigt, dass selbst mit Lederjacke, lockerem Gang und ausgefransten Pants diese enorm attraktiv wirkt.

Ja, ich würde dieses Weib – und das im respektvollsten Sinn, nicht von der Bettkante stoßen, auch wenn ich eine hetero CIS-Frau bin.

Okay, mache ich eben eine Präsidentin eines kultivierten Landes mit meiner Aussage zu meiner Masturbationsvorage? Nein.

Ich feiere ihre Sinnlichkeit und ihren Mut. Schade eigentlich.

Mut bei Frauen muss gefeiert werden. Wie erbärmlich.

Selbst in Alltagskleidung. Klar sieht sie am Morgen zerzaust, mit Augenringen, ohne Make-up vor dem ersten Kaffee nicht so anziehend aus. Doch bin ich mir sicher, dass sie ihre Göttlichkeit lebt und ihre Macht. Nein, Macht nicht im Sinne von «sie hat sich hoch geschlafen». Auch da: Stigma. Wobei die Soziologin Dr. Catherine Hawkins dies mit einem Augenzwinkern in gewissen Ländern als legitim hervorhebt. Bei der finnischen Präsidentin meine ich ihre Vollweib-Ausstrahlung hat.

Sie hat ein Foto gemacht, das ihre Karriere killen könnte. Sie hat es gewagt. Ein Tabu gebrochen #audacia. Genauso Angela Merkel. Dekolleté im Abendkleid. Wahnsinn! Echt jetzt? Warum beschämt es uns, wenn eine Landesregierung Haut zeigt?

Macht Putin auch. Okay, da ist es ein Fremdschämen der anderen russischen Art, behaupten böse Zungen.

Warum wird gehatet, wenn eine natürliche Weiblichkeit gezeigt wird? Wegen EIGEN-SCHAM. Dies ist ein tiefer Graben. Ich buddle aktuell selbst darin.

Die Positionierung als „Erotik-Coach“ fiel mir leicht. Es war für mich und mein Innerstes ein lautes JA!

Was will ich? MEINE Göttlichkeit, meine Urenergie, meine Authentizität leben. Als „Göttin“ eben. Auf moderne Art. Polarisiert irgendwie. Mir egal. Oder doch nicht? Nicht wie bei Scarlett Johansson wo ein Abendkleid mit Haut zu massenhaft Klicks führt.

Okay, für verschiedene Menschen, gelten verschiedene Regeln.

Aufschrei, als Prinzessin Mary ein für Monarchinnen eher tiefen V-Ausschnitt zeigte. Jedoch mit Schmuck etwas gemindert.

Dieses Hin und Her, wer darf, wer nicht und bis zu welchem Alter und zu welcher Tageszeit an welchem Ort (digital auf welchen Plattformen und analog bei welchen Anlässen), macht was mit mir. Von der Rampensau zur Nachdenkenden. Zu oft werde ich bei Mails und Social Media geblockt. Neupositionierung. Schärfer. Klarer. Bildhafter.

Ich bin nicht der «Frauen, lasst eure innere Göttin in euch erwachen-Typ». Obwohl es sensationell ist, wenn Frauen dies tun. Das ist die Baustelle anderer Coaches.

Löst aber mein Brandproblem nicht.

Also, die Frage an dich: dürfen, sollen, oder «müssen» Frauen ihre Weiblichkeit in der Öffentlichkeit zeigen? Ja? Nein? Nur privat? Nicht bei einem offiziellen Anlass?

Schwierig ich weiß.

Wo triggert es dich? Danke, dass du dir Gedanken hierzu machst. Wenigstens bis zum nächsten Bild mit Dekolleté.

Frauen haben eine Schein-Wahl und Männer haben kaum Möglichkeiten. Außer die latente Erotik. Hat aber nicht jeder.

Erotisches Kapital, Tabubruch, Scham und Diskretion werden mich noch lange begleiten. Ebenso ADUACIA. Mut, sich zu zeigen. Als Vorreiterin. Aber ohne Putin auf dem Pferd.

Bildqullen:
Stern
Gala
News.at

                              

Impressum | AGB | Haftungsausschluss | Datenschutz

Diese Webseite wurde mit Menschenliebe gemacht © 2023 Deluca Consulting

Ich stelle weder auf meinen Webseiten, Webinaren, Workshops, Videos, Podcasts, Gesprächen, Interviews, im Schriftverkehr, noch in persönlichen Coachings per Video oder in der Praxis Diagnosen und weise ausdrücklich darauf hin, dass meine Angebote keinen Besuch beim Arzt oder Psychotherapeuten ersetzen. Fotos von Bildschmiede.ch, Deluca Productions, sowie Adobe Stock.com